Klassenarbeit

Heute einmal ein kurzer Auszug aus meinem amüsanten Schulleben, bevor ich über Vorpraktikum und Studium vergesse, wie viel Spaß das Bildungssystem macht. Dies ist ein Test und auch als ein solcher zu bewerten, insofern beachtet die Experimentierfreudigkeit des Autors mit dem Schreibstil…

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Die Schüler rücken ihre Stühle und Tische in die bestmöglichen Positionen. Der Lehrer beäugt misstrauisch ihre Versuche die verdächtigen Notizen zu verstecken.

Auf einmal werden seine Schüler kreativ!

Da wird auf Brötchen, Schuhe, Kleidung, Flaschen und Mitschüler geschrieben. Nicht einmal der Fußboden bleibt verschont. Der Lehrer sieht dem Treiben mit wachsendem Unmut zu und gibt sein Bestes die Schüler immerhin in Reihen voneinander abschreiben zu lassen. Die letzten Unterhaltungen verebben langsam, als die Zettel hinten angekommen sind. Ab jetzt fängt der Lehrer mit dumpfer, lauter Stimme an die Aufgaben zu verlesen, damit selbst der letzte Schüler die Aufmerksamkeit ihm zuwendet und nicht den Aufgaben!
Bei einer solchen Lautstärke soll es den Schülern unmöglich gemacht werden, die Aufgaben zu lesen, (es sei denn sie passen sich dem Tempo des Lehrers an). Da dieser aber die Aufgaben so schnell runter rattert, dass nicht einmal er sie versteht, um sich baldig wieder hinsetzen zu dürfen, gestaltet sich dies, als schwierig und irgendwann gibt auch der Letzte auf.

Ein Blick auf die Uhr und dann kann es los gehen!
Letztes Flüstern wird vom Lehrer durch böse Blicke und Worte bestraft.
28 Stifte fliegen über die linierten Arbeitsbögen. Oder mehr, in den heutigen Zeiten weiß man nie, wie groß solche Klassen sein können und wie viele Stifte jeder Schüler benötigt.
Wenige Minuten nach Start versucht der Erste sein Glück und wirft unauffällig einen Blick auf seinen Schuh. Ach ja, so war das ja! Naja, er wollte seinen Ansatz nur kontrollieren. Jetzt wo er sich sicher ist, kann er ja weiterschreiben.
Der Lehrer setzt sich auf seinen gepolsterten Stuhl und tut so als wäre er aufmerksam. Ich weiß, ich weiß. Das kann je nach Art auch variieren.
Je nach Klassenraum sind die Stühle gepolstert oder nicht.

Die Schüler währenddessen versinken in einer selbsterschaffenen Einzelwelt. Die einen schreiben ihre auswendig gelernten Buchseiten auf. Das sind diejenigen, die den Lehrer am meisten nerven, weil sie trotz immensen Nervenaufwands gute Noten bekommen.

Eine weitere sehr anstrengende Art sind die Schüler, die einen Sponsorvertrag mit Swatch haben und alle drei Minuten auf die Uhr gucken. Das wissen aber nur sie, da die anderen nie so oft auf die Uhr gucken, um die Zeitspannen zwischen den einzelnen Zeitmessungen zu erkennen. Sie erhöhen durch ihren Uhrzeit-Wissensdurst den Druck der Mitschüler besonders, da es meistens sie sind, die 10 Minuten vor Abgabe verkünden, dass ab jetzt der Kampf um die Minuten beginnt.

Die breite Masse der Klasse puzzelt sich ihre Lösungen zusammen, aus 10% eigenem Wissen, 30% Aufgabenstellung, 50% Nachbarwissen und 10% Nachfragen an den Lehrer.

Dann gibt es auch noch eine eher selten auftretende Art unter den Schülern. Diejenigen, die einen Blick auf die Aufgaben werfen, denken „Ja genau!“ und dann den Zettel wieder abgeben.
Meistens sieht man diese, wenn man sie denn sieht,  kurz und dann nie wieder.

Während die Schüler also schreiben beschäftigt sich der Lehrer je nach Vorlieben mit dem Aufdecken oder Ignorieren der spickenden Schüler. Schaut er aus dem Fenster, weiß man als Schüler, dass noch Zeit ist, dass erspart es einem auf die Uhr zu gucken. Meist ist es auch die Sehnsucht des Lehrkörpers, nach dem Abitur endlich einmal aus der Schule raus zu kommen.
Sportliche Lehrer wandern ab und zu durch die Schülerreihen und haben eine Heidenfreude daran, Schüler mit wohlbedachten Worten oder Gesten zu verwirren.

Schrillt dann endlich die Schulglocke, ist der Schrecken vorbei!
Die Letzten Kämpfer schreiben noch weiter, um sich die kleinsten Punkte unter den Nagel zu reißen.

Gnadenlos zerrt der Lehrer ihre Blätter an sich und sammelt sie in einem beachtlichen Stapel am Pult. Besonders fiese Lehrer bestimmen manchmal  Schüler oder Referendare dazu, das Einsammeln zu übernehmen.

Die Referendare dürfen die Papierstapel dem Lehrer hinterhertragen. Am Lehrerzimmer angekommen, betreten Lehrer und Referendar ebendiesen und verschwinden für ungewisse Zeit. Jetzt wird korrigiert.
Oder auch nicht, denn je nach Lehrer ist Zeitpunkt und Ort der Korrektur verschieden. Bei wenigen kann man diese hinterher nachweisen.

Rückgabe erfolgt meist Jahre später, weswegen keine Zeit mehr in meinem Beitrag dafür ist.

9 Gedanken zu „Klassenarbeit

  1. Also schreibt man auch in Deutschland ab! Man will uns immer überzeugen, dass solche Kreativität beim Testschreiben nur in unserem Land so verbreitet ist, dass besonders in Deutschland sowas nicht existiert, jetzt bin ich aber beruhigt :)

  2. Achja, das gute alte Spicken :D
    Also, wir sind momentan 32.. Waren zeitweise auch mal 33^^ Ne recht große Klasse also.

    „Da wird auf Brötchen, Schuhe, Kleidung, Flaschen und Mitschüler geschrieben. Nicht einmal der Fußboden bleibt verschont.“

    Du hast das Wichtigste vergessen: Den eigenen Körper. Vorzugsweise natürlich der Unterarm. Die Methode mit der Wade habe ich allerdings auch schon mal gesehen.

    Dein Artikel hat mir sehr viel Spaß beim Lesen bereitet :) Du hast einen tollen Schreibstil, auch wenn er mich zeitweise ein wenig an eine Fanfiction erinnert hat.

  3. Nach dem Video und diesem kann ich nur sagen => Spicken FTW

    Hach, der Artikel war lustig. Ich habe mir mal die Matura/Abitur vorgestellt. Viiiele schwitzende, ahnungslose Maturanten, welche die schreiend raus rennen, und einer hat sogar gebrannt… Aber dann bin ich aufgewacht.

    Ich habe bisher noch nie gespickt. Und du?

  4. Hat Spaß gemacht beim lesen. Spicken wenn die Klasse groß ist, ist viel einfacher als wenn es wenige sind. Ich persönlich habe allerdings auch noch nie gespickt. Vielleicht sollte ich das langsam mal in Erwägung ziehen. ^^
    Das Filmchen hat mich ja darüber jetzt aufgeklärt.

  5. Premiere auf Anime-Otakus.de, es hat jemand anders außer mit oder Satiro einen Artikel veröffentlicht, dass ich das noch erleben darf.

    Oh und ich persönlich habe niemals bei Tests geschummelt. Ich habe mir zwar auch öfters mal Spickzettel geschrieben, diese dann aber nie verwendet, da ich mir den Stoff durch das Schreiben des Spickers eh immer sofort perfekt einprägen konnte.

  6. @Fadeway:
    Was meine bisherig absolvierten Klassen/Kurse angeht (bzw. die von denen ich gehört habe), gibt es in meinem Umfeld kaum Schulen an denen nicht abgeschrieben wird. Es ist nur bei manchen leichter, als bei anderen…

    @Diamond:
    „Also, wir sind momentan 32.. Waren zeitweise auch mal 33^^ Ne recht große Klasse also.“
    Tja, so was hatten wir bei uns auch, dem Doppeljahrgang sei dank. Es gab sogar zwei Matheprofile…

    „Du hast das Wichtigste vergessen: Den eigenen Körper. Vorzugsweise natürlich der Unterarm. Die Methode mit der Wade habe ich allerdings auch schon mal gesehen.“
    Bei uns wurden vor den Klausuren die Hände immer kontrolliert, sogar bei den eher unaufmerksameren Lehrern, insofern fiel das als Methode schon mal weg. Und schön, dass dieses Thema so viel Anspruch findet…^^

    @Baphomet:
    Den Film hab ich Ewigkeiten nicht mehr gesehen… Aber es ist wirklich vorgekommen (bei mir im Kunst LK).

    @DrEn
    „Viiiele schwitzende, ahnungslose Maturanten, welche die schreiend raus rennen, und einer hat sogar gebrannt… Aber dann bin ich aufgewacht.“
    Naja, ganz so schlimm war’s (bei mir zumindest) im Abi nicht. Es gab Nervenzusammenbrüche, aber erst hinterher…

    „Ich habe bisher noch nie gespickt. Und du?“
    Ich muss zugeben, selbst nicht gespickt zu haben, wenn es sich manchmal auch angeboten hätte. Dafür sind meine Spickskills zu gering aka zu auffällig. Wir hatten einen Japanischlehrer bei dem konnte man sich während der Klausuren unterhalten… Allerdings ist es unratsam, da der Stoff später dann vorausgesetzt wurde (Pyramidenprinzip).

    @Anon
    „Bei uns waren die Topspickmethoden Zettel, Unterarm, Handy.“
    Zettel sah man bei uns auch oft, besonders bereits beschriebene Skizzenbögen (Kladden), die mitgenommen wurden. Mittlerweile werden die Papierbögen abgezählt und mit Stempel im Voraus versehen. Handys werden eingesammelt, aber der Trend tendierte ja zum Zweithandy…

    @Lizak:
    „Spicken wenn die Klasse groß ist, ist viel einfacher als wenn es wenige sind.“
    Wenn man hinten sitzt oder der Lehrer einen nicht auf dem Kieker hat: Ja.

    „Ich persönlich habe allerdings auch noch nie gespickt. Vielleicht sollte ich das langsam mal in Erwägung ziehen. ^^“
    Das kommt immer auf das Fach an. Geschichtsdaten, die man eh nie wieder braucht immer, aber Grammatik z.B. würde ich wirklich lernen…“

    @Shino-Bakura:
    „Premiere auf Anime-Otakus.de, es hat jemand anders außer mit oder Satiro einen Artikel veröffentlicht, dass ich das noch erleben darf.“
    Es ist mir eine Ehre.

    „Oh und ich persönlich habe niemals bei Tests geschummelt. Ich habe mir zwar auch öfters mal Spickzettel geschrieben, diese dann aber nie verwendet, da ich mir den Stoff durch das Schreiben des Spickers eh immer sofort perfekt einprägen konnte.“
    Also der legale Spickzettel… finde ich im Film falsch dargestellt, denn das funktioniert wirklich. (Wenn man sich beim Erstellen wirklich Gedanken macht, wie man das Wissen komprimiert)

  7. Dass Lehrer es merken, wenn man spickt ist allseits bekannt. Ebenfalls erscheint mir logisch, dass diese Lehrer selbst beurteilen, ob sie den Betrigsversuch durchgehen lassen oder nicht. Das bedeutet auch, dass es gilt, die Standards, nach denen bewertet wird herauszufinden. Für mich habe ich festgelegt, und bis jetzt bin ich auch gut damit durchgekommen, dass ich nur Konstanten, Daten oder grundlegende Formeln notiere, die Experten ohnehin nahschlagen könnten. Letztendlich kommt es ja darauf an, dass man versteht, was man genau tut. Ansonsten ist auch der schönste Spickzettel nutzlos. Die Benutzung von Tafelwerk und Wörterbüchern wurde nicht grundlos eingeführt und das wissen die Lehrer ganz genau. Wichtig ist, dass man bereits im Unterricht zeigt, dass man es begriffen hat.
    Apropos Tafelwerk: Dieses und der Taschenrechner lassen sich gut für Notizen nutzen.

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