Post-Anime: Tonari no Kaibutsu-kun / My Little Monster

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Ein aktueller Kandidat der durchschnittlichen Anime-Adaptionen, bei dem der Manga viel mehr kann.

Der Anime von Tonari no Kaibutsu-kun, auf englisch „My Little Monster“ oder kurz TonaKai, startet eigentlich ganz nett, einerseits typische Sh?jo-Romanze, aber doch dadurch, dass die Charaktere alle irgendwie seltsam und individuell sind, interessant genug um zu unterhalten. Shizuku ist ausnahmsweise eine freiwillige Außenseiterin. Haru hingegen ist … eine gewalttätige, männliche Sawako o_O Sprich, er hat keinen gesunden Menschenverstand, da er nur zu wenig Menschen Kontakt hatte und träumt von ganz alltäglichen Sachen, wie mit Freunden nach Hause zu gehen oder die Hausaufgaben vorbeigebracht zu bekommen. Die Nebencharas Natsume, Yamaken, Sasayan und auch Oshima sind ebenfalls sympathisch und interessant genug, dass es Spaß macht ihnen zuzuschauen.

Leider geht dann recht schnell das typische und immer wieder nervige Hin und Her zwischen dem Hauptpaar los, bis die beiden sich endlich ihre Liebe gestehen. Jeder weiß, dass es passieren wird, aber … wie Sh?jo-Serien halt so sind. Eisprinzessin Shizuku ist zuerst nicht an Haru interessiert, was noch Sinn gibt, aber recht flott mag sie ihn dann doch. Und just in diesem Moment ist Haru sich dann plötzlich seiner Gefühle nicht mehr sicher und wenn er dann aber doch kurze Zeit später sie wieder zu lieben meint, will Shizuku ihr Leben wieder lieber mit Lernen als mit Liebe verbringen (-_-). Diese Entwicklung fand ich persönlich nicht sehr gut umgesetzt und ich konnte die Gründe für die wiederholten Sinneswandel der beiden nicht nachvollziehen, außer dass die Geschichte sonst zu schnell vorangegangen wäre.

Shizuku als Charakter fand ich von Anfang an ok, wenn auch sehr kühl, aber interessant und Robico hat tolle Art sie in den Humor einzubinden, wie z.B. Shizukus „innerlich tot“-Gesichtsausdruck. Haru war zunächst echt nervig mit seinen ständigen Wutausbrüchen. Der Junge braucht dringend Hilfe, die er dann im Endeffekt in Shizuku findet (ein Psychiater wäre auch net schlecht gewesen). Aber seine Entwicklung dauert etwas und daher konnte ich Haru im Anime echt nicht leiden.

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Denn der Anime setzt genau diese ersten 4 Bände des Mangas um, die mehr Einleitung als eigenständiger Story-Arc sind, und hat bei mir daher einen, wenn nicht komplett schlechten, dann doch sehr durchschnittlichen Eindruck hinterlassen. Ich weiß nicht warum man sich dazu entschlossen hat nur diese Einführungskapitel zu verfilmen, die weder viel Inhalt noch ein einigermaßen abgeschlossenes Ende haben – außer eben, weil der Anime nur als Werbung für den Manga gedacht war.

TonaKais Anime-Umsetzung kann, so wie sie jetzt ist, kaum als eigenständiges Werk überzeugen. Sie hält sich sehr stark an den Manga, aber zeigt  nur höchstens ein Drittel der Geschichte. Im Anime allein erfährt man praktisch gar nichts, weder über Shizukus noch Harus Vergangenheit noch darüber wie sich die Beziehung der beiden entwickelt. Nichtmal der Punkt an dem sie tatsächlich zusammenkommen wird im Anime gezeigt und mit der Entwicklung der Nebencharas fange ich gar nicht erst an, denn die wird im Anime wirklich nur angekratzt.

So gesehen, fühlt sich der Anime, sollte er keine zweite Staffel bekommen, auch sehr sinnlos an. Wer will sich so ein halbfertiges Werk ins Regal stellen? Man hätte den Anfang auch etwas kürzen und zusammenfassen können, damit der Anime auch den Teil der Serie umsetzt, wo es überhaupt erst interessant wird. Wer wirklich wissen will, worum es in TonaKai geht, also mehr als nur die Einleitung der Geschichte sehen will, dem bleibt gar nichts anderes übrig, als zur Vorlage zu greifen. Genau das hab ich dann auch getan.

TonaKai Manga

Und siehe da, es lohnt sich. Das Monster mustert sich zu einer kleinen, aber feinen Slice-of-Life-Serie, die eigentlich gar nicht so die altbekannte Sh?jo-Kost ist nach der sie anfangs aussah. Generell geht es in TonaKai fast genauso sehr um Romantik wie um andere zwischenmenschliche Beziehungen. Die Serie wird nie super dramatisch und viele der seriösen Szenen werden durch Humor aufgelockert.

Das oben erwähnte Hin und Her ist vergleichsweise schnell vorbei, das Hauptpaar kommt dann auch tatsächlich zusammen und sie lernen gemeinsam was es überhaupt heißt in einer Beziehung zu sein. Auch die Nebencharas bekommen ihre eigenen Geschichten, was vor allem Natsume und Sasayan zu Gute kommt.

Positiv fiel mir ebenfalls auf, dass TonaKai auf den typischen weiblichen Rivalen verzichtet. Oshima ist zwar da, aber hat nie wirklich eine Chance und sorgt eher für Humor als für Drama. Noch dazu, ist sie ein liebenswerter Charakter und nicht wie so oft die hassenswerte (aber in Wahrheit nur missverstandene) Tussi, die der Heldin den Liebling ausspannen will. Der männliche Rivale Yamaken ist auch ein lustiger, sympathischer Charakter, dem ich zwischenzeitlich echt gegönnt hätte mit Shizuku zusammenzukommen. Aber ich bin sicher, daran hat die Autorin nichtmal eine Sekunde lang gedacht und auch keiner der Zuschauer / Leser hat ernsthaft dran geglaubt. Dafür verzichtet Robico aber auch auf zu übertriebenes Drama, was die Liebes-Rivalitäten erträglich macht.

Im Manga bekommt der Leser dann auch die Vergangenheit von Shizuku und Haru zu sehen und persönlich konnte ich überraschend gut nachvollziehen, warum die beiden so sind wie sie sind. Die Serie ist nicht super tiefgründig, aber Robico bekommt die Gedankengänge dieser doch recht untypischen Hauptcharas gut hin, so dass alles in sich stimmig wirkt. Die Charas bekommen auch tatsächlich einiges an Charakterentwicklung. In Band 9 hat man z.B. nur noch eine schwache Erinnerung an den gewalttätigen Haru. Und fand ich Sasayan mal langweilig? Nicht mehr. Einen Pluspunkt gibt es auch für Shizukus Bruder, der einfach zum schießen ist.

Alles in allem ist Tonari no Kaibutsu-kun trotz vieler typischer Elemente keine 0815 Romanze, sondern eine nette, kleine Serie, die man jedem Sh?jo-Fan problemlos empfehlen kann. Vor Allem in den späteren Bänden (5+) wird die Geschichte individuell und komplex genug, um sich erfolgreich vom Einheitsbrei abzuheben und sollte somit auch die anspruchsvolleren Fans zu unterhalten wissen. Der Anime ist gut um die Serie anzutesten, aber zeigt inhaltlich nicht wirklich das ganze Potential. Wenn man die Charaktere einigermaßen mag und wissen will wie es mit ihnen weitergeht, dann lohnt sich der Griff zur Vorlage.

threehalf3,5 kleine Monster für einen Manga, den es noch nicht auf deutsch zu kaufen gibt, aber ich bin sicher, dass das nicht so bleiben wird.

11 Gedanken zu „Post-Anime: Tonari no Kaibutsu-kun / My Little Monster

  1. Ich habe eine bitte oder ein Vorschlag wie auch immer.

    Ich würde mich sehr über ein Review von Monster oder Liar Game freuen.

    Beide sind in den Genre psychological zugeteilt. Achja, Monster spielt in Deutschland ^^.

  2. Sehr schöner Artikel, wie ich es auch nicht anders von dir erwartet hätte. Als die Serie vor einiger Zeit mal lief, fand ich sie 1-2 Folgen lang wirklich interessant, verlor danach aber völlig das Interesse dank Filler Szenen. Ich muss aber zugeben, dass ich jetzt ein wenig Lust auf den Manga bekommen habe. Ich mochte halt auch die female Main vom Chara-Design her, weil sie mich an Maka aus Soul Eater erinnert.

  3. Lizak, wenn dir der Anime gefallen hat, lohnt sich der Manga auf jeden Fall. Aber Piece ist auch nicht schlecht ;) (Artikel folgt)

    Gralex, Liar Game steht bereits auf meiner Liste, die Realserie hat mir aber leider nicht so gefallen. Bei Monster stehen die Chancen glaub ich besser fuer einen Anime-Artikel (von Shino?), da der glaub ich auch den ganzen Manga abdeckt.

    Shino, ist schon schade um den Anime, denn der haette wirklich sehr viel besser werden koennen. Aber das ist leider ziemlich oft der Fall, daher auch die Idee fuer diese Artikel ^^

  4. @Lumi Diesen Manga „Piece – Erinnerungen an eine Fremde“ habe ich bereits im Regal stehen und finde ihn übelst gut. Kann ich nur weiter empfehlen… aber das spar ich mir für deinen auf. :-)

  5. Nana steht auf der Liste, aber eher etwas spaeter, weil es halt so lang ist. Momentan versuche ich aber auch Shino dazu zu bringen sich den Anime anzuschauen, und dann eventuell darueber was zu schreiben.

    Lizak, „übelst gut“ ist ne tolle Formulierung. Bin sehr stolz auf dich, dass du diesen Geheimtipp schon kennst :D

  6. Momentan versuche ich aber auch Shino dazu zu bringen sich den Anime anzuschauen

    Tu es, Shino! Ich habe es auch getan und es nicht bereut.

  7. @Lumi Ich weiß ich weiß…. „übelst“ ist bei uns in der Region weitverbreitet und eigentlich ein Unwort. :-)

  8. @ Lumi
    „Momentan versuche ich aber auch Shino dazu zu bringen sich den Anime anzuschauen, und dann eventuell darueber was zu schreiben.“
    Ich und Nana? Hmm…..

    @ Baphomet
    „Tu es, Shino! Ich habe es auch getan und es nicht bereut.“
    Ich bereue selten Serien die mir empfohlen wurden. Jetzt hab ich aber erstmal mit der aktuellen Season und Bakuman zu tun.

  9. Der Eintrag ist schon ewig her, aber ich habe die Serie gerade erst entdeckt: Danke, für diesen Artikel! Du sprichst mir vollkommen aus der Seele. Ich habe mit dem Anime angefangen, weil, einfach zufällig entdeckt :) Die meisten Animes aus dieser Sparte sind mir zu süß und schnulzig. Aber siehe da… Tada… Diese Mischung war für mich perfekt. Humor, Drama, unterschiedliche Charaktere, alles gut abgestimmt. Die Darstellung fand ich super. Das hin und her hat mich überhaupt nicht gestört. Immerhin geht es hier um zwei Heranwachsende die zum ersten mal verliebt sind und lernen müssen damit umzugehen. Für mich nachvollziehbar, dass es kompliziert sein kann. Ich habe alle Folgen gefressen. Und dann kam die letzte Folge und ich war am Boden zerstört! Das war ein Gefühl, als hätte Robico von heute auf morgen, ohne Grund mit mir Schluss gemacht. Einfach frustrierend… Dann hab ich den Manga gelesen und mich ebenfalls gefragt, warum ihm Anime nur der Anfang der Geschichte angerissen wird. Schade. Wirklich schade. Denn meiner Meinung nach steckt da viel mehr Potenzial.

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